Dienstag, 10. September 2013

Kristin- Marie und Jana

Als Kristin am Treffpunkt ankam, stand noch nicht einmal der Bus da. Zwei Frauen standen auf dem Parkplatz mit ihren riesigen Koffern und unterhielten sich. Das war dann wohl die Begleitung. Denn wer würde sonst an einem Samstag und ersten Tag der Sommerferien so früh auf einem verlassenen Parkplatz stehen? Als ihr Fahrer Hannes den Motor ausschaltete, machte Kristin keinerlei Anstalten aus dem Auto auszusteigen. "Geh mit Optimismus an die Sache ran", meinte Hannes. "Du kannst es eh nicht mehr ändern, dass du nach Berlin fährst." Er sah zu Kristin hinüber. Sie starrte finster zurück. "Okay. Versuch wenigstens nicht allzu pessimistisch zu sein", korrigierte er sich. Kristin schnaubte wütend und schnallte sich ab. "Als ob das möglich wäre!", gab sie zurück und stieß schwungvoll die Autotür auf, sodass sie wieder zuzufallen drohte. "Kein Grund deine Wut an dem unschuldigen Wagen auszulassen!", sagte Hannes und stieg ebenfalls aus dem Auto. Ein paar Augenblicke standen beide unschlüssig am Wagen und sahen zu den beiden Frauen hinüber. Dann schlug Kristin die Tür kräftig zu und das Geräusch ließ die Frauen herumfahren. "Kristin! Dein Vater bringt mich um, wenn der Wagen demoliert ist!", ermahnte Hannes sie und schloss seine Tür mit größter Sorgfalt. "Geh du schon mal zu den Frauen und stell dich vor. Ich hol den Koffer raus."
Da ihr im Moment nichts besseres einfiel, tat Kristin genau das. Sie versuchte eine nicht ganz so finstere Miene aufzusetzen und schaffte es zu lächeln. Sie wollt es sich schließlich nicht gleich mit den Frauen verscherzen, die die Macht über ihre nächsten Wochen hatten. "Hallo. Sind Sie die Aufsichtspersonen für die Berlinreise?", fragte sie so liebenswürdig, wie es im Moment ging. Die Frauen nickten. "Ich bin Marie Johnson und das ist meine Schwester Jana", sagte die Frau mit den blonden Haaren und der etwas merkwürdig geformten Nase. Sie gefiel Kristin nicht besonders und bei ihrer Schwester war es auch nicht sehr viel anders. Auch wenn Janas Nase nicht allzu krumm war. "Kristin Pierce", stellte Kristin sich vor, nun doppelt bemüht ihr freundliches Gesicht aufrechtzuerhalten. "Kristin Pierce", wiederholte Jana und sprach das e am Ende mit. Kristin wollte sie schon verbessern, verkniff es sich aber. "Ah ja! Schön! Du bist die erste!" Natürlich war sie die erste! Auf dem Parkplatz war ja sonst niemand! "Tja, wir werden noch eine Weile warten müssen", stellte Marie fest. Kristin seufzte tief. Innerlich. "Ich setzte mich da hinten auf die Bank", kündigte sie an und wartete nicht auf eine Antwort. Als sie sich in sicherer Entfernung von den beiden Geschwistern auf die Bank gesetzt hatte, kam Hannes auch schon mit dem Koffer. "Der Boss hat angerufen. Ich muss los", sagte er und drehte sich schon wieder um. "Viel Spaß!" "Als ob ich den haben würde", dachte Kristin.

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