Samstag, 5. Oktober 2013

Lexa- Los geht's

Die Musik war so laut aufgedreht wie nur möglich, die Fenster waren geöffnet und jeder andere Autofahrer auf der Straße sah verwundert zu dem Auto mit den zwei laut mitsingenden Teenagern hinüber.
Sollten sie doch gucken, Lexa war es egal.
Lily, Lexas ältere Schwester saß vorne und sah genervt aus, aber auch das war ihr egal.
Eine Woche Ferienlager mit Mel und vielen anderen, keine Schule, kein Stress, keine Probleme! Das war das Mottodieses Ausflugs geworden, gleich nach Whatever- I'll become a Ninja.
"And I won't follow you into the rabbit hole I said I would but then I saw-" 
"SEID STILL!", schrie Lily entnervt "ich würde Birdy gerne hören ohne eure Amateur-Karaoke im Hintergrund!"
Lexa und Melody lachten nur und sangen weiter: "It's a terrible love and I'm-" 
"Wir sind da!" rief Lexas Mutter über den Lärm hinweg.
Das Gekreische das darauf folgte veranlasste Lexas Mutter dazu sich so schnell wie möglich in einen Parkplatz zu quetschen von dem sie normalerweise nie gedachte hätte, dass er groß genug wäre und aus dem Wagen zu springen.
Auch Lexa und Mel stiegen aus.
Der Bus war bereits da aber ein anderes Mädchen, dafür aber zwei Frauen, wahrscheinlich die Aufsichten.
Die beiden Mädchen holten sich ihre Koffer aus dem Kofferraum und gingen zu den beiden Frauen.
"Hallo, ich bin Marie und das hier ist Jana"
"Hi, ich bin Lexa"
"Melody"
Es wurden Hände geschüttelt und Jana hakte ihre Namen auf einer Anwesenheitsliste ab.
"Schön das ihr da seid, eure Koffer könnt ihr bereits in den Bus bringen."
Sie taten wie geheißen und brachten die Koffer zum Bus.
Ein Mann kam heraus und lächelte ihnen zu.
"Hi, ich bin Jens, ich bin der, der euch in den nächsten Stunden mit nur einem Fehler alle umbringen könnte!"
Lexa lachte und Malody grinste. "Sie fahren also den Bus."
"Genau, na dann gebt mir mal eure Koffer."
Sie gaben sie ihm und er verfrachtete sie in die Stauräume unter den Sitzen.
Auch das andere Mädchen kam jetzt mit ihrem Koffer und gab ihn Jens.
"Hi", grüßten Lexa und Melody. Die andere nickte ihnen nur zu.
Lexa hob eine Augenbraue. "Nicht so überschwänglich bitte"
Die andere schnaubte nur und Lexa hätte schwören können sie "Spaß, ja klar" murmeln hören zu können.
Nach und nach trafen auch die anderen Mitfahrer und Mitfahrerinnen ein. Nach ungefähr einer halben Stunde waren alle da.
"Okay", rief Jana. "Da jetzt alle da sind können wir los, steigt bitte alle in den Bus. Was die Zimmerverteilung angeht so haben wir alle Wünsche beachtet die ihr auf euren Anmeldungen angegeben habt. Wir geben jetzt gleich eine Liste rum, merkt euch bitte in welchem Zimmer ihr seid."
Lexa betrat den Bus und setzte sich auf einen Platz im mittleren drittel des Busses. Melody ließ sich neben sie auf den Sitz fallen und grinste sie an.
Sobald alle saßen wurden die Türen geschlossen und sie fuhren los.
Jens schaltete sein Mikro an und begrüßte sie alle.
"Hallo, ich bin Jens, ich fahre euch jetzt nach Berlin und werde euch die ganze Woche rumkutschieren also seid besser nett zu mir! Essen im Bus nur wenn ihr mir was abgebt und was die Anschnallgurte angeht- sollte der Bus explodieren helfen die euch auch nicht. Mit diesem frohen Gedanke- schöne Fahrt!"
Nach weiteren fünf Minuten kam die Zimmerliste bei ihnen an. Es waren alles Viererzimmer und da, bei der Nummer 86 standen ihre Namen. Alexandra, Melody und noch zwei andere: Kristin und Tiffany.

Dienstag, 10. September 2013

Kristin- Marie und Jana

Als Kristin am Treffpunkt ankam, stand noch nicht einmal der Bus da. Zwei Frauen standen auf dem Parkplatz mit ihren riesigen Koffern und unterhielten sich. Das war dann wohl die Begleitung. Denn wer würde sonst an einem Samstag und ersten Tag der Sommerferien so früh auf einem verlassenen Parkplatz stehen? Als ihr Fahrer Hannes den Motor ausschaltete, machte Kristin keinerlei Anstalten aus dem Auto auszusteigen. "Geh mit Optimismus an die Sache ran", meinte Hannes. "Du kannst es eh nicht mehr ändern, dass du nach Berlin fährst." Er sah zu Kristin hinüber. Sie starrte finster zurück. "Okay. Versuch wenigstens nicht allzu pessimistisch zu sein", korrigierte er sich. Kristin schnaubte wütend und schnallte sich ab. "Als ob das möglich wäre!", gab sie zurück und stieß schwungvoll die Autotür auf, sodass sie wieder zuzufallen drohte. "Kein Grund deine Wut an dem unschuldigen Wagen auszulassen!", sagte Hannes und stieg ebenfalls aus dem Auto. Ein paar Augenblicke standen beide unschlüssig am Wagen und sahen zu den beiden Frauen hinüber. Dann schlug Kristin die Tür kräftig zu und das Geräusch ließ die Frauen herumfahren. "Kristin! Dein Vater bringt mich um, wenn der Wagen demoliert ist!", ermahnte Hannes sie und schloss seine Tür mit größter Sorgfalt. "Geh du schon mal zu den Frauen und stell dich vor. Ich hol den Koffer raus."
Da ihr im Moment nichts besseres einfiel, tat Kristin genau das. Sie versuchte eine nicht ganz so finstere Miene aufzusetzen und schaffte es zu lächeln. Sie wollt es sich schließlich nicht gleich mit den Frauen verscherzen, die die Macht über ihre nächsten Wochen hatten. "Hallo. Sind Sie die Aufsichtspersonen für die Berlinreise?", fragte sie so liebenswürdig, wie es im Moment ging. Die Frauen nickten. "Ich bin Marie Johnson und das ist meine Schwester Jana", sagte die Frau mit den blonden Haaren und der etwas merkwürdig geformten Nase. Sie gefiel Kristin nicht besonders und bei ihrer Schwester war es auch nicht sehr viel anders. Auch wenn Janas Nase nicht allzu krumm war. "Kristin Pierce", stellte Kristin sich vor, nun doppelt bemüht ihr freundliches Gesicht aufrechtzuerhalten. "Kristin Pierce", wiederholte Jana und sprach das e am Ende mit. Kristin wollte sie schon verbessern, verkniff es sich aber. "Ah ja! Schön! Du bist die erste!" Natürlich war sie die erste! Auf dem Parkplatz war ja sonst niemand! "Tja, wir werden noch eine Weile warten müssen", stellte Marie fest. Kristin seufzte tief. Innerlich. "Ich setzte mich da hinten auf die Bank", kündigte sie an und wartete nicht auf eine Antwort. Als sie sich in sicherer Entfernung von den beiden Geschwistern auf die Bank gesetzt hatte, kam Hannes auch schon mit dem Koffer. "Der Boss hat angerufen. Ich muss los", sagte er und drehte sich schon wieder um. "Viel Spaß!" "Als ob ich den haben würde", dachte Kristin.

Montag, 2. September 2013

Tiffany - Etwas neues machen, weg von hier..

Also wie und wo soll ich jetzt anfangen? Ich zeige euch einfach mal eine Seite aus meinem Tagebuch. Ich schreibe gerne Tagebuch, hier kann ich einen klaren Gedanken fassen.  Die meisten sagen sogar, es würde helfen alles besser verarbeiten zu können und das kann ich mehr als nur gebrauchen.  Also..

Liebes Tagebuch,

Heute war endlich der letzte Schultag, aber ich weiß nicht so recht, ob ich mich darüber freuen soll.
Eigentlich fing alles ganz gut an, und als wir unsere Zeugnisse bekommen haben ist es sogar ganz gut ausgefallen. Aber als ich nach Hause kam, warteten schon meine Eltern auf mich. Sie baten mich, mich hinzusetzten: sie wollten scheinbar über etwas sehr wichtiges reden.
Auf dem Weg zur Couch erwartete ich schon das Schlimmste. Und dann fing mein Vater an:
„Tiffany, wir haben in letzter Zeit gemerkt, dass du dich sehr von den anderen distanzierst. Früher hast du dich fast jeden Tag mit deinen Freundinnen verabredet…“
Das stimmte. Bis vor wenigen Monaten habe ich mich praktisch täglich mit meinen besten Freundinnen getroffen. Wir haben zusammen den größten Quatsch gemacht, haben Filmnächte gemacht und… alles Mögliche halt. Aber auf unerklärliche Weise ebbte das ganze allmählich ab. Schritt für Schritt. Vielleicht lag es an dem Schulstress? Ich kam mir allerdings so vor, als würde ich den ganzen Tag an Hausaufgaben und am Lernen sitzen. Aber war das nicht vorher auch so..? Also ich persönlich glaube immer noch, dass mir das Leben etwas damit sagen will, sowas wie.. ein Zeichen! Ich glaube schon lange an Dinge wie Schicksal und all sowas. Aber wenn es denn nun wirklich so wäre, was wollte man mir damit sagen?
„Jedenfalls haben deine Mutter und ich beschlossen, dich mit einer Jugendorganisation nach Berlin zu schicken. Für zwei Wochen. Vielleicht wirst du ja etwas… geselliger. Und es wird dir mit Sicherheit Spaß machen. Du lernst neue Leute kennen, siehst Berlin…“
Und ab dem Punkt habe ich abgeschaltet. Nach Berlin? Allein? Ohne jemanden, den ich kenne? Wie konnten sie das nur einfach so beschließen? Ohne mich nach meiner Meinung zu fragen?? Aber es ließ sich ja nichts mehr ändern. Es macht keinen Sinn zu versuchen zu widersprechen.
Aber jetzt, wo ich so darüber nachdenke, ist das vielleicht ein Zeichen! Vielleicht wird mir diese Reise wirklich helfen. Und.. es hört sich jetzt komisch an, aber ich habe sogar das Gefühl, dass sich zu dieser Zeit etwas Großes ergeben wird. Aber vielleicht bilde ich mir das einfach nur ein, aber der Gedanke daran ist einfach toll. Ein Abenteuer! Das brauche ich unbedingt. Diese Reise wird bestimmt etwas Abwechslung in mein Leben bringen.
Aber mir fällt ja ein: für die zwei Wochen werde ich nicht zum Bogenschießen gehen können! Wie soll ich das nur überleben? Das ist das einzige wobei ich wirklich auf andere Gedanken komme. Dieses Gefühl den Pfeil anzuspannen, zu zielen und – ins Schwarze zu treffen, einfach fantastisch. Ich bin mit eine der besten in diesem Kurs. Aber möglicherweise lässt sich in Berlin irgendetwas finden, was dem nahe kommt.
Naja, jedenfalls muss ich anfangen zu packen, morgen geht es immerhin schon los. Mal sehen, wie es so wird…

Deine Tiffany


Und so sah mein Eintrag vor der Reise aus. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinen Vermutungen sogar recht behalten würde. Somit bin ich gar nicht so bescheuert wie ich damals dachte..

Freitag, 9. August 2013

Lexa- Ablenkung und so

Tagebuch, super Idee, da muss ich Kristin wirklich zustimmen... Tiffany wollte es aber machen, also habe ich nachgegeben, immerhin schreiben wir alles zusammen. Das hier ist so gar nicht mein Stil. Alles in mir schreit danach alles zu vergessen, nach Ablenkung. 
Vor einigen Wochen, ach was, es ist mehr als einen Monat her, da hat Melody mir ein Bild mit folgendem Spruch geschickt: Stranger think I'm quiet, my friends think I'm outgoing and my best friend knows I'm completly insane.
Ich habe das Bild als Hintergrund auf meinem Handy installiert, mir hat gefallen wie es gepasst hat. Wenn man mich einfach so auf der Straße sieht, wird man mich wohl so schnell wieder vergessen wie man mich gesehen hat. Ich halte nicht viel von "YOLO" und diesem Mainstream-Wahn, laut dem "normal" sein ein richtiges Verbrechen ist, auch wenn keiner einem sagen kann, was normal eigentlich genau bedeutet. Deshalb mache ich mir auch nicht so eine Mühe, auffällig zu sein. Nicht dass ich mich wie eine Nonne kleide und Schminke für mich eine Erfindung des Teufels ist, die man um jeden Preis meiden muss- Nein, so bin ich nicht. Ich liebe es mit Melody shoppen zu gehen (ode habe es geliebt), und von allen meinen Freunden habe ich wohl den meisten Nagellack, aber um Aufzufallen, richtig aufzufallen, ist das nicht genug, das weiß jeder. Aber ich schweife ab. Wo war ich noch mal gewesen? Ach ja, das Bild. Und Ablenkung, vor allem Ablenkung.
Jeder hat Hobbys, mit denen man sich ablenken kann. Regelmäßig trainire ich mit Chione, einer Freundin von mir und wenn mich der Schulstress zu erdrücken scheint oder so, dann hängen wir auch mal eine Stunde dran. Wir haben immer viel Spaß und erzählen uns die unterschiedlichsten Sachen, aber was Melody und ich schon erlebt haben, das ist noch eine Klasse für sich. Ein Beispiel? Okay. Also vor einem halben Jahr oder so, da gab es mal wieder den üblichen Klassenarbeitsstress und an einem Wochenende beschlossen wir Pause zu machen und guckten uns unsere Lieblings-Kinderfilme noch einmal an. Nach "Findet Nemo" und "Shrek" kamen wir auch zu den "Wilden Kerlen". Teil eins. 
"Gott, waren die da noch süß und klein", meinte Melody.
"Ja, die ersten Teile sind einfach super. Eins, zwei und vielleicht auch noch drei, danach wird's unnötig!"
Wenn ihr den Film kennt, dann wisst ihr wahrscheinlich, welche Stelle ich nun beschreiben möchte: die Mutprobe. Vanessas verrückte Oma sagt ihnen, sie sollen eine Mutprobe machen. Sie sagt auch genau welche.
Melody grinste mich an. "Das würde ich auch mal gerne machen!"
Ich musste auch grinsen, die Idee war eigentlich total absurd. Aber halt nur eigentlich. "Warum nicht?" 
 Melody schaute mich total perplex an. Und ich musste nur noch mehr grinsen.
Und glaub mir, wenn etwas ablenkt, dann um elf Uhr nachts aus dem Haus schleichen und von einem ungefähr acht Meter hohen Vorsprung in einen See springen. Natürlich sehr gefährlich, es hätte so viel schief gehen können. Aber wir hatten Glück. Egal was wir angestellt haben, wir hatten immer Glück. Bis vor ein paar Wochen jedenfalls.
Aber alles auf Anfang:

Ich saß mit meiner Schwester am Frühstückstisch. Der letzte Schultag! Wir warteten auf Melody, sie holte uns immer ab und wir gingen dann gemeinsam zum Bus. Wie gewöhnlich klingelte sie nicht, sondern kam durch die offene Terassentür. Ich stand auf und ging zu ihr. Wir sparten uns eine Begrüßung, statt dessen grinste ich: "Countdown?" 
Im Chor begannen wir: "ZEHN...NEUN...ACHT...SIEBEN...SECHS...FÜNF...VIER...DREI...ZWEI!!!!!" Wenn wir die ersten Zahlen noch in einer normalen Lautstärke gesagt hatten, so schrien wir die letzten. Meine Schwester verdrehte blos die Augen. "Ehrlich mal, ihr macht eine Berlintour mit einer Jugendorganisation und keine Weltreise!"
"Ach ne", erwiederte ich eine Spur schärfer als geplant.
Melody lachte. "Kommt, sonst verpassen wir noch den Bus!"

Wir verpassten den Bus, aber es war schließlich der letzte Schultag und es kümmerte keinen. Nicht wirklich. Erst jetzt wird mir bewusst, wie viel dieser Tag, der letzte Schultag als neunte Klasse, wirklich bedeutet hat. Denn für Melody war es wirklich der letzte.
Tut mir leid, ich schreibe kein Tagebuch, deshalb ende ich auch nicht mit "Deine Alexandra" oder so, ich hoffe ihr vergebt mir.

Dienstag, 6. August 2013

Kristin- Wie ich gezwungen werde, Sachen zu tun, die ich nicht tun will

Ich sollte wohl "Liebes Tagebuch" oder so was ähnliches schreiben. Ich bin mir aber nicht so sicher, ob das hier angebracht ist. Das ist schließlich nicht mein Tagebuch. Ich wollte diese Geschichte nicht aufschreiben! Die Psychologin  meinte, es würde uns guttun! Von wegen! Wenn ihr das Selbe erlebt hättet, wäret ihr mit mir einer Meinung. Jeder ist am Ende mehr oder weniger meiner Meinung! Meistens eher weniger, aber das ist hier nicht der Punkt! Ich soll hier eine Geschichte erzählen. Und eine Geschichte erzählt man am besten von Anfang an, oder? Ich bin jedenfalls ein Fan von Geschichten, die von Vorne anfangen.


Ich war gerade dabei meine ganzen Schulbücher wegzuräumen, denn - dem Himmel sei dank! - waren endlich Sommerferien. Für mich war es das beste überhaupt! Sechs Wochen ausschlafen, sechs Wochen keine Hausaufgaben, sechs Wochen keine Lehrer und vor allem: Sechs Wochen lang keine nervenden Klassenkameraden. Wobei Kameraden hier nicht ganz korrekt war. Ich war nicht so gesellig. Meine einzige Freundin, obwohl dieser Ausdruck auch etwas hinkt, lebte in Washington. Kathie war die Tochter eines Angestellten meines Vaters und wenn ich mal in Washington war, übernachtete ich meistens bei ihr. Wir verstanden uns eigentlich ganz gut, wenn da nicht ihre Mutter wäre, die mich jederzeit adoptiert hätte. Ich hatte noch nie eine nervendere Mutter gesehen. "Kristin! Kommst du mal runter?" Ich vergaß: Meine Mutter war ja auch eine Mutter. Ohne die geringste Ahnung auf das kommende, hüpfte ich die Treppe hinunter ins Wohnzimmer. "Ja, Mama?"
Das Wohnzimmer war eine kleine Studentenwohnung für sich. Durch die moderne Glastüre blickte man auf einen pechschwarzen Flügel, der jeden Tag von unserer Haushälterin abgewischt wurde. Um den Flügel standen ein paar altmodische Sessel. Im gesamten könnte man das als unseren Salon betrachten. Rechts daneben war es um einiges moderner. Für seine Familie war meinem Vater nur das Beste recht. Ein langes Sofa aus dem besten Leder und eine Fernsehanlage, die sich nicht jeder reiche Mensch leisten konnte, standen sich gegenüber. Vor dem Sofa stand ein ebenso langer Tisch, auf dem immer die edelsten Leckerreien lagen. Lampen brauchten wir nur wenige, da durch die großen Fenster entlang er Wand genug Sonnenlicht strömte.
Meine geliebte Mutter hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht, was hieß, dass sie kerzengerade mit sorgfältig übergeschlagenen Beinen an der Kante des Sofas saß und ihr rotes Freizeitkleid, das mehr gekostet hatte als meine Musikanlage, ordentlich um sich gebreitet hatte. Mit einer Geste gab sie mir zu verstehen, dass ich mich neben sie setzten sollte. Was ich nach einigem Zögern auch tat. Wenn sie schon so drauf war, war es etwas ernsteres (z.B. die Mitteilung, dass sie Großshoppen geht). Allerdings war es das diesmal nicht, was ich relativ schnell bemerkte.
"Wie müssen reden, Kristin, was bedeutet, dass ich nicht von deinen Kommentaren unterbrochen werden möchte!", fing sie an und unterband gleichzeitig meine Bemerkung, die mir schon auf der Zunge lag. "Du hast sicher mitbekommen, dass dein Vater gerade dabei ist, ein wichtiges Geschäft zu machen." Ich verkniff mir ein ironisches "Nein." und wartete darauf, dass sie fortfuhr. Doch meine Mutter ließ sich Zeit. Wollte sie meine Schweigsamkeit auf die Probe stellen? Oder sie dachte, dass mich das Folgende wütend machen könnte.
"Ich werde nach Washington fliegen", sagte sie dann. Ich zuckte mit den Schultern. Wir flogen in jeden Ferien nach Amerika. "Du bleibst hier", fügte meine Mutter vorsichtig hinzu. Meine Schweigsamkeit hatte sich in Sprachlosigkeit verwandelt. Warum, zur Hölle, kam ich nicht mit!? "Dein Vater und ich haben uns überlegt, dass du zwei Wochen in Berlin verbringst." Sie sprach jetzt sehr schnell und nutzte meine Sprachlosigkeit aus. "Natürlich nicht alleine. Es kommen Aufsichtspersonen mit und Jugendliche in deinem Alter", sagte sie und betonte "Jugendliche in deinem Alter" merkwürdig. Ich sprang vom Sofa. "Warum?", wollte ich wissen. "Ich will nicht nach Berlin! Oder sonst wo hin! Ich will nach Washington!" "Bitte setze dich wieder, Kristin", versuchte sie mich zu beruhigen. Bei mir kam allerdings "Bitte widersetze dich , Kristin" an. Und genau das würde ich auch tun! "Uns ist aufgefallen, dass du keine Freunde hast, Kristin, und jeder braucht Freunde", redete meine Mutter weiter. Also daher wehte der Wind! "Du bist ja auch das leuchtende Beispiel!", konterte ich wütend. "Mit deiner Freundin Lisa! Und außerdem habe ich eine Freundin! Kathie! Wie soll ich diese Freundschaft pflegen, wenn ich nicht nach Washington darf?" Meine Mutter richtete sich - wenn möglich - noch weiter auf und hob herausfordernd die Augenbrauen. "Deine Freundin Kathie? Ihr seid neuerdings Freunde?" Ich vergaß. Ich hatte meine Gerissenheit von meiner Mutter. "Wir haben entschieden, dass du bei diesem Programm teilnimmst und dann für die restlichen Wochen nach Washington kommst! Es ist alles schon organisiert und morgen ist es schon soweit. Hannes wird dich um 9 Uhr zu dem Treffpunkt fahren, wo du mit deinen Mitreisenden weiter nach Berlin fährst. Und keinerlei Wiederrede!"
Hannes! Gutes Stichwort. Er ist unser Chauffeur und Koch in einem - und er ist so etwas wie ein Freund (soweit, wie es bei einem Bediensteten eben geht). Ich wollte ihn gerade erwähnen, als das Handy meiner Mutter zu piepsen begann. Anscheinend war es wichtig, oder sie wollte, dass ich das glaubte, denn sie scheuchte mich aus dem Wohnzimmer, bevor sie abnahm.

Weiter gibt es erstmal nichts zu erzählen. Mein Ausflug war beschlossene Sache und den Rest des Tages hatte ich geschmollt, sodass ich meine Mutter nur noch am nächsten Morgen gesehen hatte. Während der Fahrt hatte ich mir das Schlimmste ausgemalt, aber das, was wirklich passiert war, wäre mir nie in den Sinn gekommen. So steuerte ich ahnungslos meinem Untergang entgegen! Na ja, sooo dramatisch war es nun auch wieder nicht, aber ein bisschen Dramatik muss in jeder Erzählung drin sein!
Und da ich mit "Liebes Tagebuch" angefangen habe muss ich jetzt wohl schreiben: 
"Deine Kristin"

Montag, 29. Juli 2013

Übersicht schaffen

Hi Leute,

ich dachte, so als Einstieg sollten wir uns mal überlegen, was das hier eigentich ist.
Nun ja, ein Krimi, das soll es jedenfalls werden.

An meine Mit-Autoren:
Da jede von uns ja einen der Hauptcharaktere übernimmt, wäre es vielleicht ganz gut, wenn Grundlagen festgelegt würden. Deshalb folgende Idee: jeder überlegt sich einen Steckbrief zum Charakter und sendet ihn mir per E-Mail, ich versuche den hier fest zu installieren, dann sehen wir weiter.
Wenn euch das Layout übrigens nicht zusagt ändert es einfach! Ich werde euch (wenn ihr Glück habt) schon nicht den Kopf abreißen! ;P

An alle, die das hier lesen aber nicht mitschreiben:
Danke für euer Interesse, wenn ihr wollt folgt uns doch einfach, wir sind offen für Ideen und Kritik und freuen uns daher immer über Rückmeldung!

Valice :)